Der Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz hat deshalb am 11.10.2014 eine Podiumsdiskussion in Mainz organisiert. Im Juli 2016 endet endgültig die Laufzeit der Beruftshaftpflichtversicherung für ca. 3.500 Hebammen, die auch Geburtshilfe leisten, nach nochmaligem 20%-igen Beitragsanstieg auf über 6.000.-€/Jahr in 2015. Die Vergütung der Hebammen entspricht nicht der elementaren Leistung in unserer Gesellschaft. Immer mehr Hebammen verlassen ihren Beruf, die Versorgung ist gefährdet, obwohl es zur Zeit insgesamt 21.000 Hebammen in Deutschland gibt, die teils angestellt und teils freiberuflich tätig sind.
Der Berufshaftpflicht-Beitrag ist für die Hebammen kaum zu erwirtschaften. Die Tragik liegt einerseits bei den ständig steigenden Schadenssummen beim Eintreten eines Ernstfalles. Denn auf Seiten der Versicherer sind die Kosten bei weitem nicht durch die Prämien gedeckt. Diese Preisspirale muss durchbrochen werden! Hier sind die Sozialversicherungsträger gefragt.
Anderseits gibt es auf der Einkommensseite der Hebammen durch die Bindung an das Beitragsstabilitätsgesetz kaum Verhandlungsspielräume mit den Krankenkassen. Eine freiberufliche Hebamme verdient im Durchschnitt unter 8,50€ pro Stunde und das bei Vollzeit.
Während die Vergütung für Beleggeburten in der Zeit von 1990 bis 2014 nur um 82 Prozent auf durchschnittlich 300 € gestiegen ist, wurde die Versicherungsprämie um über 2.700 Prozent auf 5.091€ erhöht.
Die Konsequenz: Über 25% der Hebammen haben die freiberufliche Geburtshilfe seit 2008 aufgegeben. Erschwerend kommt in Rheinland-Pfalz das Problem hinzu, dass nur 50% der Studienkapazitäten für die Ausbildung zur Hebamme zur Verfügung stehen.
Auch die angestellten Hebammen im Krankenhaus haben kein Zuckerschlecken. Unzählige Überstunden, zunehmende Teilzeitarbeit, hoher Personalmangel sowie zunehmend berufsfremde Tätigkeiten kennzeichnen ihren Arbeitsalltag.
670.000 Geburten ohne Hebammen sind für die Gesellschaft nicht hinnehmbar. Werdende Eltern brauchen Sicherheit und das breite Leistungspaket, das ihnen die Hebammen vor, während und auch nach der Geburt bieten können. Schon jetzt können sie den Geburtsort nicht mehr frei wählen, die Konzentration der Geburtenhilfen schreitet immer weiter fort. Viele Eltern finden keine Hebamme mehr. Ein Elternpaar berichtete, dass sie beim ersten Kind in Cottbus gar kein Problem hatten, eine Hebamme zu finden, in Rheinland-Pfalz jetzt aber für ihr zweites Kind keine Hebamme gefunden haben. Die Problematik ist besonders groß in ländlichen Regionen. An eine flächendeckende Grundversorgung ist nicht zu denken. Dagegen laufen auch die Ärzte Sturm.
Lösungsansätze gibt es viele, aber kein Ergebnis. Die Zeit läuft den Akteuren davon. Deshalb fordert der Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz e.V. die Landes- und Bundespolitik, die Krankenkassen und die Versicherer auf, mit den Hebammen eine Lösung zu erarbeiten, die die dauerhafte Geburtsbegleitung durch Hebammen auch nach über 5.000 Jahren weiter sicherstellt. Frau Merkel hat versprochen, das zur Chefsache zu machen. Dafür ist jetzt höchste Zeit. Wir erwarten, dass die Politiker und Politikerinnen in Rheinland-Pfalz ihr dabei tatkräftig unter die Arme greifen.
Wir appellieren an die Gesellschaft sowie die Medien, die Hebammen in ihrem Kampf zu unterstützen!
Pressemitteilung Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz e.V. 11.10.2014