Nachrichten Mainz 23.03.2015
Von Julian Peters und Saman Falahat

MAINZ – Werden die Einkommen von Männern und Frauen einander gegenübergestellt, offenbaren sich immer noch beträchtliche Differenzen: Laut Statistischem Bundesamt verdienten Frauen im Jahr 2010 durchschnittlich 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Die ungleiche Einkommensverteilung hat zur Folge, dass Frauen umgerechnet 79 Tage im Jahr gratis arbeiten. Bei zwei „Equal Pay“-Tagungen mehrerer Frauenrechtsorganisationen in der Uni sowie des Landesfrauenrats griffen Betroffene und Experten das Thema auf und diskutierten über Ursachen, Konsequenzen und Lösungsansätze.

Zurückhaltung ein Grund
Nach Ansicht der Frauenratsvorsitzenden Claudia Rankers lässt sich die Ursache für die geschlechterbedingten Verdienstunterschiede zumindest teilweise in der Erziehung verorten: „In jungem Alter werden Mädchen seltener als Jungen ermutigt, Dinge auszuprobieren, zu experimentieren. Dadurch haben sie später oft Angst, Fehler zu machen, sind zurückhaltender, was sich bis ins Berufsleben auswirkt“, sieht sie in der Zurückhaltung einen Grund für das meist geringere Einkommen von Frauen. Häufig seien typische „Frauenberufe“ in der Gehaltsskala zudem generell niedriger angesiedelt als klassische „Männerberufe“, so Rankers, die geschlechtsabhängige Rollenmuster gerne bereits in der Schule aufbrechen würde.
Im Kreis der Teilnehmerinnen, zu denen auch Frauenministerin Irene Alt (Grüne) und CDU-Landeschefin Julia Klöckner gehörten, wurden Ideen entwickelt, wie sich die Lohnlücke verringern lassen könnte. Insbesondere die Installation von Equal-Pay-Beratern in den Betrieben, auf persönlicher Ebene das Erstellen einer Karriereplanung und eine gesamtgesellschaftlich höhere Anerkennung von beruflichen Auszeiten zur Kindererziehung wurden hervorgehoben. Bleibe hingegen der Status Quo erhalten, wären viele Frauen mit Altersarmut und Frust über eine von ihnen als ungerecht empfundene Situation konfrontiert.
Rosemarie Steinhage, Vizepräsidentin des Netzwerks BPW Germany, meinte bei der Tagung in der Uni: „Es wird noch viel zu selten vor Gerichten geklagt, obwohl das selbstverständlich sein sollte. Klagewellen können ein hilfreiches Mittel sein zur Umsetzung der Gleichstellung.“ Dr. Anne Otto vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung belegte die Gehaltsunterschiede mit einer Studie.
Im Saarland nahm man den Berufseinstieg von 6135 Hochschulabsolventen nach abgeschlossenem Studium unter die Lupe. „In den klassischen Männerberufen sind die Gehälter höher. Die Wahl des Studienfachs kann für die Ursachenforschung als ausschlaggebend betrachtet werden“, sagte Otto.
Verschiedene Spezialisierung
Unterschiede seien jedoch auch bei derselben Tätigkeit festzustellen. Als Grund wird die verschiedene Spezialisierung von Mann und Frau gesehen. „Ein gutes Beispiel sind BWL-Studierende. Während männliche Studierende in den Controlling-Bereich gehen, widmen sich weibliche eher dem Marketing“, so Otto. Einig war man sich darüber, dass es bei der Gehalts-und Geschlechterdebatte nicht nur um das Einkommen gehen sollte. „Es geht um viel mehr als um Geld. Der hohe Stellenwert der Frau steht auf dem Spiel. Gemeinsam müssen wir für diesen kämpfen“, sagte Müller.